Furry
Furry (engl. pelzartig, mit Pelz besetzt oder mit Pelz bekleidet) ist der Sammelbegriff für eine internationale Interessen-Gruppierung, die an anthropomorphen Tieren in Schrift, Bild und Ton interessiert ist. Dies reicht vom typischen Werwolf bis hin zu tierischen Cartoon- und Comicfiguren. Diese Gruppierung umfasst weltweit mindestens 1,8 Millionen Menschen. Die meisten davon stammen aus den USA, Japan, Großbritannien und Deutschland.
Das Wort furry wird im Sprachgebrauch sowohl als Substantiv als auch als Adjektiv gebraucht. Fans bezeichnen sich auch selbst als Furries (in der englischen Schreibweise, die sich gegenüber dem eigentlich korrekten Furrys durchgesetzt hat), Furs oder Furry Fans.
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Bekannte Beispiele[Bearbeiten]
Die gebräuchlichste Definition von furry umfasst bekannte Cartoonfiguren wie Roger Rabbit, Bugs Bunny und Micky Maus, die sich durch ihr anthropomorphes Aussehen und Verhalten hervortun. Comicartige Überzeichnung und humoristische Elemente fallen im Allgemeinen nicht unter den Begriff, stehen ihm aber auch nicht entgegen.
Weitere Beispiele für anthropomorphe Charaktere in modernen Medien sind die Tiere aus Redwall, Usagi Yojimbo, Omaha the Cat Dancer, Fritz the Cat, die Teenage Mutant Ninja Turtles (obwohl Schildkröten kein Fell haben) und die Charaktere der US-amerikanischen Fernsehserie Father of the Pride. Hierbei handelt es sich um Wesen, die realistischer dargestellt werden als Comicfiguren und sich eher so verhalten, wie man es von einem Mischwesen aus Mensch und Tier erwarten würde. Ein weiteres Beispiel ist der Anime-Film Bagi, in dem die Hauptdarstellerin eine genetisch veränderte Berglöwin ist, die menschlichen Verstand und eindeutig anthropomorphe Züge hat.
Die meist erwachsenen Furries schätzen tiefgründige Geschichten und komplexe Charaktere in Werken, die sich an ihre Altersgruppe richten, zum Beispiel im Roman Felidae von Akif Pirinçci.
Auch Charaktere mit tierischem Körper und einem menschlichen Verstand sowie Fabelwesen wie Drachen und Greifen werden gemeinhin als furry bezeichnet. Somit schließt der Begriff furry auch alle klassischen Fabeln mit ein. Auch Echsen und Dinosaurier wie in Jurassic Park oder Godzilla haben Anhänger unter den Furries.
Einstellung und Interessen[Bearbeiten]
Ein nicht unerheblicher Teil der Furry-Interessierten hat, ähnlich wie die Star-Trek-Fangemeinde, das Furry-Dasein zu einer Lebensanschauung erhoben, versteht sich zum Teil als Tier im Menschen, folgt spirituellen/schamanistischen Werten oder ist Liebhaber erotischer Darstellungen anthropomorpher Wesen. Im Gegensatz zur klischeehaften Vorstellung, die manchmal durch die Medien genährt wird, spielen sexuelle Motive aber eher eine untergeordnete Rolle.
Innerhalb der Gruppe spricht man vom Furry-Fandom, einer Fan-Gemeinde für anthropomorphe Werke jeglicher Couleur. Diese hält wegen der oftmals großen Entfernung zueinander hauptsächlich über das Internet Kontakt. Größere Treffen sind die so genannten Conventions, wie zum Beispiel der jährlich stattfindenden Eurofurence. Diese ziehen bei weitem nicht alle Fans an, erreichen jedoch in Europa hunderte (Eurofurence 13 (2007) mit fast 600 Besuchern), in den USA tausende Besucher (Anthrocon 2007 mit 2849 Besuchern[1]).
Furry in der Kunst[Bearbeiten]
Viele Furries verleihen ihrer bunten Fantasiewelt auch künstlerisch Ausdruck in allen erdenklichen Formen. Das Hauptinteresse der meisten Furries gilt hierbei grafischen Werken, die sich etwa in Online-Archiven wie Yerf, Fur Affinity, deviantART, Sheezy Art oder VCL (Vixen Controlled Library) finden.
Es gibt Tausende mehr oder weniger professioneller Künstler, die ihre Bilder entweder kostenlos über das Internet verteilen oder drucken und verkaufen. Viele Independent-Webcomics kreisen um Furry-Themen oder beinhalten entsprechende anthropomorphe Charaktere, wie zum Beispiel Sabrina Online von dem amerikanischen Künstler Eric W. Schwartz.
Weiterhin gibt es noch eine ausgeprägte Kultur des Geschichtenerzählens, wobei sich dieses Gebiet von eher leichter Fanfiction bis hin zu vollständigen Romanen mit literarischem Tiefgang erstreckt. Die Verbreitung solcher Geschichten erfolgte bis in die 1990er-Jahre noch hauptsächlich durch Fanzines, heutzutage hauptsächlich über das Internet. Ein Beispiel für den Versuch eines deutschen Fanzines außerhalb des Internets ist Fur Fiction, eine Anthologie von Kurzgeschichten, die von Helge Lange im Verlag Edition Solar-X herausgegeben wird. Sie orientiert sich dabei themenmäßig am 1985 erschienenen DDR-Buch "Aus dem Tagebuch einer Ameise (Wissenschaftlich-phantastische Tiergeschichten)" (Hrsg. u. mit einem Vorwort von Michael Szameit, Verlag Neues Leben, Berlin 1985)
Das Thema des aufrecht gehenden Tieres hat darüber hinaus auch zum Anfertigen von Kostümen mit anthropomorphem Aussehen geführt, die in der Szene als Fursuit bezeichnet werden. Viele Erschaffer solcher Fursuits setzen ihre Fähigkeiten auch kommerziell ein und produzieren für Firmen und Vereine, in denen die Kostüme als Maskottchen oder Werbeträger eingesetzt werden.
In der Vergangenheit waren Furries mehrfach an der Produktion Filmen oder Computerspielen beteiligt, was in jüngster Zeit eine gewisse Fortsetzung in der 3D-Animation gefunden hat. Ein Beispiel für den Einfluss der Subkultur Furry ist das 1994 erschienene Erben der Erde oder der 3D Animationsfilm Kaze - Ghost Warrior von Timothy Albee.
Außerdem betätigen sich Furries auf fast jedem erdenklichen Gebiet der Kunst, wie Bildende Kunst, Musik oder Schauspiel.
Entwicklung des deutschen Furry-Fandoms[Bearbeiten]
Das Furry-Phänomen begann in den USA und erreichte Deutschland in größerem Stil etwa Mitte der 1990er-Jahre. Im Gegensatz zu den USA gibt es in Deutschland keine ausgeprägte Fanzine-Kultur.
Im Dezember 1994 wurde in einem Usenet-Posting erstmals die Furry-Convention Eurofurence erwähnt. Sie fand zum ersten Mal im Juni 1995 in Kaiser-Wilhelm-Koog statt und hatte damals 19 Teilnehmer. Die Veranstaltung findet seitdem jährlich an wechselnden Orten in Europa statt und hat sich zur größten europäischen Furry-Con entwickelt. 2001 nahmen erstmals über 200 Personen teil, 2007 waren es 585 Personen.
Im April 1998 startete die erste Mephit Mini Con (MMC) als kleines Treffen in einem Apartment in Rüsselsheim. Sie findet seitdem jährlich mit ständig wachsender Teilnehmerzahl von zuletzt rund 200 Personen statt. 1999 wechselte man ins Falken-Jugendheim in Seeheim, von 2002 bis 2005 an die Loreley. Seit 2006 findet die MMC auf der Freusburg statt.
Im Dezember 2002 zeigte die ARTE-Sendung Tracks einen Beitrag über das amerikanische Furry-Fandom. Dass es auch in Deutschland Furrys gibt, wurde im Bericht jedoch nicht erwähnt.
Im Mai 2005 wurde im Rahmen der ARD-Sendung Polylux erstmals ein Fernsehbericht über das deutsche Furry-Fandom gezeigt.
Nach dem großen Hype um Second Life Anfang 2007 wurden auch einige Berichte über die dortige Furry-Community in dem Medien gebracht, ebenso Interviews mit dort ansässigen "Furs". Goldie LeSuere, der wohl bekannteste von ihnen, damals für ACS (Anshe Chung Studios) arbeitend, erschien sogar mit seinem Second-Life-Avatar, einem grauen Wolf, auf dem Cover des Wochenmagazins Der Spiegel.
Aktuell wird die Größe des deutschen Furry Fandoms auf 3000-4000 Mitglieder geschätzt, von denen jedoch viele nicht im Fandom aktiv sind.